2018-06-30

Im Rückblick sollte 2018 als Jahrhundertsommer in Erinnerung bleiben. So eine stabile Wetterlage mit perfekten Segelbedingungen (Sonne, Wärme UND Wind) habe ich persönlich noch nie an der Ostsee erlebt. In sofern konnte bei dem Törn eigentlich nicht viel schief gehen.

Die erste Station unserer dreiwöchigen Reise war Avernakö, mitten in der dänischen Südsee. Dort wurden wir am Abend gleich mit einem herrlichen Sonnenuntergang in die Nacht verabschiedet. An dem Abend war das Licht noch was besonderes - wir ahnten ja nicht, dass das nun jeden Tag so gehen würden.

Durch den Svendborg Sund schipperten wir am nächsten Tag nach Lundeborg und erwischten einen der letzten Liegeplätze an der Hafenmauer. Es war grad Fussball Weltmeisterschaft und wir durften am Hafenbistro live dabei sein, wie Dänemark rausflog. Wir fühlten mit, die deutsche Mannschaft hatte das zu dem Zeitpunkt schon hinter sich.

Am nächsten Tag kreuzten wir Richtung Grosse Belt Brücke.

Auf dieser stand gerade ein LKW in Flammen. Wir hofften nur, dass die schwarze Wolke uns nicht komplett erwischen würde. Spannend war natürlich, was denn da so in Flammen stand. Hoffentlich keine giftigen Chemiekalien.

An die besondere Abendstimmung in Kerteminde (und fast jedem anderen Hafen) hatten wir uns da schon fast gewöhnt.

Bei den stabilen Verhältnissen war es natürlich keine Frage die 85 Meilen bis Anholt in einem Rutsch durchzusegeln. Die Abend- und Nachtstimmung auf See war der Hammer.

Als wir um sechs Uhr morgens auf Anholt ankamen, konnten wir direkt ein Kilo Jungfrauen Hummer ergattern. Das landete dann abends in Form von Suppe und gebratenem Hummer auf unserem Cockpit Tisch.

Auch wenn wir schon öfters auf Anholt waren, ein Hafentag muss auf jeden Fall sein. Wir nutzen die Zeit mal wieder, die Insel zu umwandern.

Der eigentliche Plan war von Anholt direkt nach Hals zu segeln. Der Limfjord war ja das Ziel dieses Sommertörns. Leider machte uns der Wind diesmal einen Strich durch die Rechnung. Statt West ging gerade so Südwest anzulegen. Was dann auf Grenaa hinauslief. Das wollten wir uns aber für den Rückweg aufsparen. So landeten wir nach ein paar Schlägen und kurzer Motorunterstützung in Bönnerup. Dort war gerade Hafenfest und dementsprechend einiges los. Wir mischten uns unters Volk und studierten dänische Volksfeststimmung.

Auf den früheren Reisen hatten wir ja schon bemerkt, dass im Kattegat die Makrelen sehr beissfreudig sind. Mit gereffter Genua war das Abendessen in einer halben Stunde klar gemacht ...

... und landete in Udbyhöj im Backofen.

Mit leichter Verspätung war jetzt aber wirklich der Limfjord angesagt. Hals wir kommen. Aber nur unter Motor.

Grosses Drama dann an der Brücke von Aalborg. Wir kamen natürlich genau so an, dass die Brücke vor unserer Nase wieder geschlossen wurde. Und da gerade Kaffeezeit (oder was auch immer) war, auch erst wieder in 2 (ZWEI) Stunden öffnen würde. Zum Festmachen gab es auf der Seite der Brücke nichts. Also, warten, warten, warten ... Bis wir dann doch noch durch durften.

Den berühmten Aalborg Aquavit gibts hier leider nicht mehr. Wie wir nachgelesen haben, wird der schon länger in Norwegen gebrannt.

Schöne Sonnenuntergänge gibt es hier aber noch.

Die zweite Brücke im Limfjord klappte dann mit besserem Timing.

Wendepunkt unserer Limfjord Tour war dann die kleine Insel Livö. Im Mini-Hafen erwischten wir einen Platz an der Hafenmauer.

Die Atmosphäre hier war schon etwas merkwürdig. Vielleicht lag es daran, dass der kleine Ort früher mal eine Psychiatrische Anstalt war oder dass beim Wandern über die Insel Scharen von Fliegen um uns herum schwirrten. Vielleicht schien aber auch einfach die Sonne zu heiss ... man weiss es nicht. Auf jeden Fall waren wir froh, als wir die Leinen lösten.

Die Fliegen fanden natürlich auch ihren Weg unter Deck, so dass wir selbst in Gjöl und Mou Bro (Foto), unseren beiden Häfen auf dem Rückweg Richtung Kattegat, noch Dutzende von ihnen erlegten.

Die Abendstimmung in Mou Bro, mit einer Bank direkt am Limfjord, war mal wieder sensationell.

An der Ostküste von Jütland ging es zurück nach Bönnerup. Diesmal ohne Volksfest, dafür mit frisch gefangenen Makrelen.

Nichts ahnend wartete dafür in Grenaa das nächste Volksfest auf uns. Genauer gesagt, das Radio Festival direkt am Hafen.

Bei der Einfahrt in den Hafen irrtierte schon ein basslastiges Gedonner. Was erst als Militärmanöver interpretiert wurde, stellte sich dann als mächtige Soundanlage des Festivals heraus, die in den Schaps das Geschirr klappern liess. Wäre ja nicht so schlimm, wenn die Bands nicht lokaler Nachwuchs oder Coverbands gewesen wären. An eine Besetzung ala Roskilde war leider nicht zu denken. Zum Glück waren die Veranstalter so rücksichtsvoll, dass Punkt Zwölf Uhr nachts die Beschallung ein Ende hatte.

In der nächsten Nacht waren die leuchtenden Wolkenfetzen auf Tunö bei Samsö ein echter Hingucker.

Am nächsten Tag steuerten wir unser zweites Highlight auf dieser Reise an. Die Stadt Aarhus. Als zweitgrösste Stadt Dänemarks versprachen wir uns kulturelle Einblicke und interessantes Sightseeing.

Die erste Nacht verbrachten wir in der südlich der Stadt gelegenen Marina. Da stellten sich aber die Distanzen zur Innenstadt als etwas weit heraus. Deshalb verholten wir uns am nächsten Tag, vorbei an einem architektonisch interessanten Neubaugebiet auf ehemaligen Industriebrachen, in den nördlich gelegenen Stadthafen.

Die Stadt ist wirklich schön und bietet einige sehenswerte Dinge. Wir besuchten unter anderem das Lilleby, ein Häuserblock mit lebensechten Wohnsituationen aus diversen Jahrhunderten und verschafften uns auf einem Aussichtsturm einen guten Überblick über die Stadt.

Im Museum für moderne Kunst wartet auf dem Dach eine Stadtansicht durch kolorierte Scheiben auf die Besucher.

Abends liessen wir es uns in guten Restaurants und Kneipen mit Live-Musik (Jazz Festival) gut gehen.

Nach zwei Tagen in Aarhus war es dann wieder schön die Segel zu setzen. Auch wenn kurz darauf die Maschine gefragt war.

Auf Endelave mussten wir uns nach einigem Kreisen im Hafenbecken in die zweite Reihe klemmen, so voll war es.

Durch den kleinen Belt war dann prima Segeln möglich.

Auf Du und Du mit den dicken Pötten.

Der im Hafenführer beschriebene Ausblick auf das Kraftwerk hat uns bislang immer abgeschreckt, aber Skaerbeck ist eigentlich ein richtig schöner, gemütlicher Hafen. Vor allem nach dem Trubel der letzten Tage.

Durch den kleinen Belt, mit kleinem Zwischenstop auf Bagö, ging es weiter Richtung Heimathafen. Auf Avernakö wollten wir den Urlaub so ausklingen lassen, wie er begonnen hatte.

Der Hafen war voll, auf Päckchen hatten wir keine Lust und geankert hatten wir die ganze Reise über auch noch nicht. Also, verholten wir uns hinter den Damm, der die beiden Teile von Avernakö verbindet und fuhren das Eisen fest. Keine wirklich schlechte Idee, wie wir feststellen mussten.

Der letzte Schlag nach Kappeln wurde routiniert abgewickelt. Und schon waren die 3 Wochen wieder rum.