2019-06-20

In 2016 hatten wir die westlischen Schären in Schweden bereits besucht. Wir fanden, es war mal wieder Zeit dort vorbeizuschauen. Die Landschaft und die Stimmung ist einfach zu schön dort.

Von Kappeln aus ist das allerdings ein Stückchen. Hin- und Rückreise passt nur in 3 Wochen Urlaub, wenn man die ersten Tage recht zügig voran kommt. Also los ...

Die ersten paar Tage waren wir sogar zu dritt unterwegs. Ann-Charlotte hatte sich spontan entschlossen, uns über das lange Feiertagswochenende zu begleiten.

Nach Avernakö (mit gemütlichem Grillabend) segelten wir durch den Svendborg Sund und erreichten Dagelökke bei sehr wechselhaftem Wetter. Hier war wie fast immer nichts los. Einziger Gast im Hafen.

In Nyborg verabschiedeten wir dann unseren Gast am Bahnhof. Wie üblich schauten wir auf dem ehemaligen Fährgelände vorbei, das bei jedem Besuch etwas anders (d.h. mehr bebaut) aussieht.

Bei schwachem Wind legten wir am nächsten Morgen mit Kurs Kerteminde ab. Leider war nicht so viel mit Segeln, da der Wind im Laufe des Tages immer mehr einschlief. Wir wollten auch nicht zu spät ankommen, denn heute war Sankt Hans, das dänische Mittsommer Fest.

Kerteminde war für diese Feier der ideale Hafen. Gefühlt jeder Bewohner und Gast machte sich auf zum Strand um das grosse Feuer brennen zu sehen.

Nachdem das grosse Feuer abgebrannt war, spielte auch der Himmel noch etwas Sankt Hans.

Bei leichtem Wind segelten wir am Tag darauf nach Ballen auf Samsö. Langsam mussten wir uns entscheiden, wie die Reise nun weitergehen soll.

Da wir nicht wirklich gut vorankamen und auch wenig Lust auf ausgedehnte Motorfahrten hatten, hakten wir gedanklich das Thema Schären schonmal ab. Unser Plan war nun, über Anholt zumindest an die etwas südlich gelegenere schwedische Westküste überzusetzen.

Wir verholten uns die 11 Meilen nach Langör auf Samsö um von dort über Nacht nach Anholt überzusetzen. Tagsüber machten wir eine ausgedehnte Wanderung an der Küste entlang.

Gegen Abend schlief das bisschen Wind das tagsüber da war komplett ein. Der Wetterbericht prognostizierte auch keine grosse Änderung in der Nacht. 54 Meilen durchmotoren bis Anholt? Nein danke, erneute Planänderung.

Vorteil: Das SUP vom Nachbar konnte ausgiebig getestet werden.

Aarhus hatte uns ja auch gut gefallen. Letztes Jahr konnte man da gut Krabben essen und Wein trinken, direkt am Hafen. Fahren wir einfach da hin.

Da der Wind später wieder mal genau in die Richtung drehte, in die wir hin mussten, wurde unterwegs auch dieser Plan gestrichen. Wir sind ja flexibel. Letztenendes landeten wir auf Tunö.

Man merkte, dass in Dänemark noch keine Ferien waren. Relativ leer in allen Häfen, die wir bisher besuchten. Auf auf Tunö gabs noch keine Päckchen.

Wir nutzen den für den Vortag ungünstigen Wind aus Nordwest, der über Nacht auch ein Schippchen zugelegt hatte, und hielten Kurs Ost, nachdem wir Samsö passiert hatten. Mit einer guten Backstagsbrise erreichten wir Sejerö nach 35 Meilen am späten Nachmittag.

Dort war wie immer der Hund verfroren. Alles zu, selbst der Kobmann zu früher Stunde.

Am nächsten Tag setzen wir bei weiterhin passendem Wind nach Odden über. Hier gab es auf einmal viele Menschen. Touristen und auch Schulabgänger auf LKW Anhängern, die rollend Party im Ort machten.

Interessant war auch dieser Oktopus aus Kunststoff Abfall, der im Rahmen eines Kunstprojekts auf der Hafenmole installiert wurde.

Auch sehenswert, das Thunfisch Museum. Wer hätte gedacht, dass das Kattegat vor 100 Jahren eines der Zentren für Thunfisch Fang war. Tja zu viel gefischt, seit den 50ern gibt es keinen mehr.

In Gilleleje merkte man die nun einsetzende Ferienzeit direkt an den schwindenden Liegeplätzen. Ganz vorn haben wir für uns noch einen gut passenden gefunden. Gut die Toiletten sind kilometerweit weg, aber der Ausblick war super.

Wir waren jetzt ja Richtung Kopenhagen unterwegs. Aus zwei Gründen: Erstens ist Kopenhagen immer einen Besuch wert, Zweitens es manifestierte sich eine immer kräftigere und langanhaltende Starkwind Periode in der Wettervorhersage, die wir im Öresund mit ausreichend Landabdeckung abwettern wollten.

Heute war aber noch allerbestes Sommerwetter. Das wollten wir am Strand nutzen und vor allem mal dem Schloss in Helsingör einen Besuch abstatten. In der Vergangenheit sind wir hieran immer vorbei gesegelt.

In den Katakomben des Schlosses wartet Holger Danske auf seinen Einsatz als Retter Dänemarks.

Und auf dem Turm hat man einen spitzen Blick über den Öresund und das Kattegat.

Gegen Mittag waren 6-7 Windstärken gemeldet, deshalb starteten wir den heutigen Törn zu ungewohnter Uhrzeit um 5 Uhr morgens. Mittags wollten wir möglichst fest in Kopenhagen liegen und den Wind Wind sein lassen.

Wie das so ist in Kopenhagen. War mal wieder alles bumsvoll in Christianshavn. Es macht es auch nicht leichter alle paar Meter an der Kaimauer einen neuen Hafenbesitzer zu haben, die auch nicht die Nummern oder Ansprechpartner ihrer Nachbarn kennen. Letztendlich kamen wir dann an Position drei im Päckchen bei Transgravsbroen unter und blieben dort gleich 3 Nächte.

In Kopenhagen spulten wir am ersten Tag das übliche Touri-Programm inklusive Wachwechsel an der Kaserne der königlichen Wache ab.

Am Tag zwei fuhren wir mit der S-Bahn ganz weit raus. Fast bis nach Dragör. Und schauten uns ein Neubaugebiet an. Ein neuer Stadtteil von Kopenhagen, der eine herausragende Architektur hat. Der Kontrast der Häuser zur umgebenden Landschaft ist schon sehr interessant.

Die Wetterverhältnisse wollten nicht besser werden. Immer noch viel Wind. Wir nutzen ein Wetterfenster am Vormittag um Dragör vor den nächsten fetten Böen und Schauern zu erreichen.

Vorher aber noch schnell ein landendes Wasserflugzeug im Kopenhagener Hafen vorbei lassen.

In Landabdeckung bei strammen Westwind war das schnell erledigt.

Der nächste Tag war dann etwas freundlicher gestimmt. Bei passendem Wind rundeten wir flugs Stevns Klint.

Und setzten unseren Törn gleich bis Kalvehave fort. Nach dem Motto: Was wir haben, haben wir.

Dort angekommen sassen wir allerdings wieder einen weiteren Tag fest. Dauerregen und starker Westwind machte wenig Lust auf Segeln. Vorteil war, Melanie erspähte einen Fischer, der grad vom Krabbenfischen kam und kaufte ihm die kleinste Einheit ab, die er abgeben wollte. Wir waren dann gute 2 Stunden mit Krabbenpulen beschäftigt.

Der nächste Tag war auch nicht optimal, aber schon ein bisschen ruhiger. An segeln war aber nicht zu denken. Wir motorten die 10 Meilen bis Vordingborg mit strammen Wind genau auf die Nase.

Unterwegs lernten wir auch die unangehme Welle unter der Autobahnbrücke kennen (Wind gegen Strom), die uns schon angekündigt wurde. Die Spaziergänger an Land waren deutlich schneller als wir.

In Vordingsborg nutzen wir die Zeit und besuchten die sehenwerte Ausstellung zur Geschichte der Burg.

Hier Blick vom noch erhaltenen Wehrturm.

Die nun schon einige Tage anhaltende Schlechtwetterfront lies nun merklich nach. Bis zu unserer nächsten Station, Fejö, war deutlich entspannteres Segeln angesagt. Die ersten paar Meilen zwar genau gegenan. Aber je breiter das Smälands Fahrwasser wurde, um so besser liessen sich die Schläge anlegen.

Auf Fejö ergatterten wir noch einen letzten Liegeplatz ausserhalb des Hafenbeckens mit idyllischem Ausblick. Fejö ist bekannt für seine Äpfel. Deshalb mussten wir natürlich den lokalen Cidre probieren, der hier gebraut wird.

Sonnenuntergang mit bestem Ausblick.

Nun blieben uns nur noch ein paar Tage für unseren Urlaub. Wir wollten uns über die Nakskov Bucht, vielleicht mit Ankern, und danach Bagenkop langsam nach Hause hangeln.

Gerade als wir bei moderatem Wind die westliche Küste von Lolland runterkreuzten, krachte es im Mast und das Vorsegel baumelte am Fall. Verdammt, da ist was gebrochen - das Vorstag samt Rollanlage.

Über sowas macht man sich ja hin und wieder Gedanken. Was wäre wenn. Stag oder Want bricht, sofort auf Gegenkurs, damit der Mast nicht runterkommt. Als das erledigt war und das Vorsegel sicher eingerollt war, Schadensbilanz.

Mast steht noch, zum Glück, weil er durchgesteckt ist, an Deck stehend wäre er sicher verloren gegangen. Was macht man jetzt? Mast sichern. Mit allen freien Fallen, die es gibt.

Und dann zum nächsten Hafen. In dem Fall Spodsbjerg, keine 3 Meilen entfernt, aber genau gegenan bei mittlerem Wind. Was nervenaufreibende Wellen von vorn bedeutete und langsame Fahrt, damit wir uns nicht zu heftig bewegen. Das ganze dann durch die Hauptschifffahrtsstrasse vom Grossen Belt.

Letztenendes, es ging alles gut. Nette Leute im Hafen halfen uns das Vorsegel zu bergen und die Rollanlage zu demontieren, nachdem klar war dass kein Servicebetrieb für weitere sichernde Massnahmen zur Verfügung stand.

So ging es dann unter Motor die 40 Meilen bis in die Schlei.

Nachdem der Mast gelegt war, war besser zu sehen, was eigentlich passiert ist. Die Aufnahme am Mastkopf für das Vorstag ist immer weiter eingerissen, bis sie gebrochen ist. Scheinbar schon länger. Die drei verschweissten Bleche hatten schon unterschiedliche Stadien von Patina angesetzt. Ist leider niemandem beim Legen und Stellen des Mastes aufgefallen.

Drei Wochen später war das Malheur repariert und die Atari wieder einsatzfähig.