2020-06-21
Jeder Törn auf der Atari beginnt mit Warten. Immer bremst die Schleibrücke in Kappeln ein wenig den Elan des Starts. Das kennt man ja schon.
Die Saison 2020 hatte jedoch Warterei ganz besonderen Ausmasses in petto: R-Faktoren mussten unter die 1 gedrückt werden, Schleswig-Holstein die Landesgrenzen für Ausländer anderer Bundesländern wieder öffnen, Sanitäranlagen entriegelt werden, Dänemark wieder Gäste empfangen - kurz die gewohnten Freiheiten nach dem ersten Corona-Virus bedingten Lockdown wiederhergestellt werden.
Mitte Juni war es soweit. Der Sommertörn konnte beginnen. Dieses Jahr etwas kürzer und mit zunächst etwas weniger Crew als gewohnt, aber immerhin. Die Schleibrücke öffnete sich.
Ideale Segelbedingungen herrschten an diesem Tag auf der Ostsee. Nach Umrundung des Leuchtturms Schleimünde gingen die Lappen hoch.
Die erste Station war Mommark. Die Anlegesituation dort mit Fingerstegen erschien mir als Einhand-Novize ideal für das erste Manöver.
Die anderen deutschen Gäste fehlten noch, somit war der Hafen kaum gefüllt. Abends dann eine friedliche Atmosphäre bei lauen Temperaturen.
Am nächsten Tag ging es mit zunächst etwas mehr Wind als ich mir gewünscht hätte nach Norden, Richtung Faldsled. Auch nur ein kurzer Schlag, aber weiter den kleinen Belt hoch hätte Kreuzerei bedeutet, das wollte ich mir sparen.
Auch hier war so gut wie nichts los. Durch die frühe Ankunft im Hafen blieb viel Zeit die Gegend auf einer kleinen Wanderung zu erkunden.
Im Hinterland wartet eine sehr schöne Landschaft auf denjenigen, der den Hafen verlässt.
Am nächsten Tag ging es weiter den kleinen Belt hoch. Eigentlich wollte ich nur nach Bagö. Wind und Wetter waren aber so gut kurz vorm Hafen, dass ich kurzerhand bis nach Middelfart, in den Yachthafen durchgezogen habe.
Trotz idyllischer Landschaft kommen einem hier hin und wieder dickere Pötte entgegen.
Nein, kein Buschbrand wegen übertriebener Trockenheit. Es ist Sankt Hans, und der Däne macht Feuerchen.
Bis jetzt war der Törn wettermässig ein Träumchen. Hochsommerlich warm bis in den Abend, mit leichtem Wind am Tag.
Durch den kleinen Belt ging es am nächsten Tag Richtung Bogense weiter. Ich war sehr gespannt wie es dort ist. Ich hatte den Hafen vorher noch nicht besucht.
Das Örtchen war dann tatsächlich auch recht idyllisch. Kleine Plätze mit Bäumen wechseln sich mit viel mittelalterlichem Fachwerk ab.
Um den Hafen herum merkt man, dass man auch hier eher mehr Gäste gewohnt ist. Mangels Besucher waren die Fischbuden noch geschlossen. Im Juli steppt hier bestimmt der Bär.
Von hier aus ging es am nächsten Tag weiter nach Snaptun. Auch ein netter kleiner Hafen mit idyllischer Landschaft drumherum. Hier war richtig was los. Der Ort besteht fast komplett aus einem Internat und dessen Schüler verbrachten jede freie Minute am Strand und Hafen.
Abends dann ein grandioser Sonnenuntergang. Liegeplatz mit perfektem Ausblick.
Aarhus und somit der Treffpunkt mit meiner Mitseglerin und Ehefrau Melanie war von hier aus nicht mehr weit. Die Etappe musste ich mangels Wind aber hauptsächlich unter Motor fahren.
In Aarhus angekommen genossen wir dann zu zweit den entspannten Trubel der zweitgrössten dänischen Stadt mit ihren Restaurants und Bars.
Leider zwang uns ein drastischer Wetterumschwung dazu, schneller als gedacht die Rückfahrt anzutreten. Die ganze kommende Woche sollte es heftig wehen und wir wollten vermeiden, so eingeweht zu werden, dass unsere pünktliche Rückkehr in Gefahr gerät.
Somit drückten wir auf die Tube und fuhren am nächsten Tag bei teils heftigen Gewitterböen und kaum Sicht nach Juelsminde. Am Abend im Hafen war das Wetter allerdings wieder sehr freundlich und sommerlich.
Eine schöne Tradition ist hier das abendliche Fahneneinholen mit musikalischer Begleitung. Dafür wurde sogar ein überdachtes Podest aufgebaut.
Von Juelsminde aus verholten wir uns nach Fredericia, das man ja immer nur als karge Industrielandschaft beim Vorbeifahren wahrnimmt.
Der Hafen und die Innenstadt haben aber ihren Reiz. Hier wetterten wir den nächsten Tag heftige Winde ab, bevor es weiterging.
Tags darauf konnte es weitergehen. Der starke Wind hatte für eine heftige Strömung im kleinen Belt gesorgt. Zum Glück für uns aus der richtigen Richtung. Mit rekordverdächtigen 8 Knoten Fahrt über Grund fuhren wir zur kleinen Insel Ärö am südlichen Ende des kleinen Belts.
Auch hier kamen wir so früh an, dass noch ein ausgedehnter Spaziergang drin war. Abends zum Grillen waren aber wieder dicke Wolken und Regen am Start. Zum Glück gab es einen überdachten Grillplatz.
Um vor den miesen Bedingungen am Wochenende im Heimathafen zu sein, zogen wir am nächsten Tag bis Sonderborg durch. Ab Einfahrt in den Als Sund wartete trotz böigem Wind entspanntes Segeln ohne die kleinste Welle auf uns.
Ausserdem waren wir mit Marcel und seiner Crew von der Akka auf ein paar Bierchen verabredet. Dies war ein schöner Ausklang einer doch sehr durchwachsenen Rückfahrt. Schade, dass der Törn so krass zweigeteilt sein musste.
Bis in die Schlei war es dann nur ein Katzensprung. Zum Abschied bekamen wir in der Schlei dann nochmal so richtig auf die Mütze. Der Wechsel ins Auto für den Heimweg fiel dann nicht so schwer. ;)