2011-08-06

Wegen diverser Terminkonflikte sollten diese 9 Tage der einzige längere Törn in diesem Sommer sein. Da es ein paar Wochen vorher sehr gut mit Melanie und mir als Zweiercrew funktioniert hat, sahen wir auch keine Probleme diesen Törn ohne weitere Mitsegler zu bestreiten. Grobe Idee war Rund Fünen. Allerdings ohne Stress. Wenn das Wetter nicht passt, wollten wir nichts erzwingen. Noch ahnten wir nicht, wie oft uns das Wetter während des Törns tatsächlich einen Strich durch die Planung machen sollte.

6. August 2011:

Wir waren in der Nacht zuvor am Boot angekommen und nutzten den ersten Tag unseres Urlaubs diverse Dinge zu erledigen. Wir besorgten uns ausreichend Proviant für die Tage und füllten Bier und Wein Vorräte auf. Bevor es losging, sollte auch endlich das Schiff einer Generalreinigung unterzogen werden. Ein Punkt war innen durchzuwischen und zu saugen. Der wirklich schweisstreibende Job war die Reinigung der Teak Scheuerleiste. Die war komplett mit Moos bewachsen und sah leicht gammelig aus. In halben Meter Etappen kratzten wir mit Scheuerschwämmen den Bewuchs vom Holz und spülten mit klarem Salzwasser. Mit einer kleinen Speiseeis Unterbrechung waren wir locker 2-3 Stunden damit beschäftigt. Noch waren auch sommerliche Temperaturen. Am Ende waren wir einmal komplett durchgeschwitzt.

Aktion: Unser Schiff soll sauber werden.

7. August 2011

Nun ging die Reise los. Erste Station war Marstall auf der dänischen Insel Aerö. Bei westlichen 5-6 Windstärken waren wir flott unterwegs. Je weiter wir uns vom Festland entfernten, umso höher wurden die Wellen. Kurz vor Marstall war das Steuern an der Pinne schon richtig Arbeit. Mit Sonnenschein und ein paar Wolken war das aber auch gut auszuhalten. Die eine oder andere Welle nahm die Atari im Surf. Insgesamt sportliches Segeln bei sommerlichem Ambiente. So könnte es weitergehen.

Kaum lagen wir in Marstall in der Box, zog auch schon die erste der vielen folgenden Schauern über uns hinweg. Das Leben zwischen Schiff, Ortskern und Sanitärräume im Hafen passte sich dem Takt der kommenden und gehenden Schauern an.

Der Wetterbericht korrigierte langsam aber sicher seine Windprognosen für die folgenden Tage nach oben. Für Rund Fünen sahs schon schlecht aus. Aber warten wir mal ab.

8. August 2011

Der nächste Morgen: super Segelwetter. Weiterhin westlicher Wind, wir wollen grob Richtung Nord-Ost, kein Problem. In den geschützten Gewässern der dänischen Südsee knapp an der Küste von Langeland entlang war auch bei etwas mehr (vielleicht 5 Windstärken) Wind kaum eine Welle zu spüren. Ohne Gross zog uns die Genua entspannt Richtung Lundeborg, das war unser Tagesziel.

In Höhe Rudköping nahmen wir das Gross dazu, weil der Wind etwas einschlief. Langsam zog sich der Himmel immer mehr zu. Es wurde dunkel als würde die Nacht anbrechen. In der Ferne waren schon Donner zu hören.

Regenschauer mit Windhose (?!)

Auf Höhe der Einfahrt zum Svendborg Sund hatte das Gewitter uns dann eingeholt. Wir hatten grad die Segel weggenommen, Ölzeug angezogen und die Schotten dicht, da erwischte uns wie aus dem Lehrbuch die Böenwalze. Es schüttete wie aus Eimern, vom Land ringsherum war nichts mehr zu sehen und der Wind heulte im Rigg. Wir konnten das Spektakel geniessen. Durch die nahe Küste waren wir gut geschützt, der Wind pfiff von hinten und der Motor schipperte uns gemächlich dem Hafen entgegen. Eine halbe Stunde später war der Spuk auch schon wieder vorbei. Anlegen in Lundeborg ging dann bei moderatem Wind und ohne Komplikationen.

9. August 2011

Zur Wochenmitte sollte der Wind immer mehr zunehmen. Deshalb brachen wir die Rund Fünen Aktion ab und segelten zurück Richtung Svendborg um dort einen Tag abzuwettern. Zurück nach Svendborg hiess dann erstmal gegen 6 in Böen 7 aufzukreuzen. Allerdings weiterhin in geschützten Gewässern und nur für 7-8 Meilen. War dann auch ein grosser Spass. Bis zum Eingang Svendborg Sund hatten wir Sonnenschein und mit stark gereffter Segelfläche war Rauschefahrt angesagt.

Kurz bevor der Sund anfing ausserhalb des Fahrwassers flach zu werden, erwischte uns dann wieder eine dicke Schauer, die komplett jede Sicht raubte. Mit dem Plotter hangelten wir uns von Tonne zu Tonne. War spannend, der Blindflug.

In Svendborg wollten wir im Stadthafen anlegen. Hier gibt es viele Möglichkeiten einen Abwetter-Tag mit interessanten Dingen zu verbringen. Auf die Idee sind wohl noch andere gekommen. Der Hafen war ziemlich voll aber wir konnten noch einen Platz im Päckchen erwischen. Unser Nachbar wollte zum Glück auch zwei Tage bleiben. Uns bleib also ein Umsortieren erspart.

10. August 2011

Sightseeing in Svendborg. Mit dem Bus gings morgens zum Waldemar Schloss, einem alten gräflichen Landsitz. Interessant war dort die Mischung aus musealer Inneneinrichtung (Möbel und Gemälde der letzten paar hundert Jahre) und einigen herumliegenden Gebrauchsgegenständen. Das Schloss ist bewohnt. Und die Räume werden von den Besitzern genutzt, wenn grad keine Öffnungszeiten sind.

Am Nachmittag gingen wieder diverse Schauern nieder, was weitere Exkursionen ein wenig einschränkte. Ausser man wollte sie im Ölzeug machen. Der Gang zur Dusche fand dann auch im Ölzeug statt. Mittlerweile hatten wir uns aufs Bücherlesen eingeschossen. Bei 12 Grad Aussentemperatur das Beste was man machen konnte. Das Buch “Wir, die Ertrunkenen”, einen Generationen Roman über Seeleute aus Marstall, fand ich eine ziemlich passende Lektüre. Zum Glück waren wir mit zwei Heizungen ausgestattet. Einem festinstalliertem Heizkörper und einem Heizlüfter. Die Kajüte brachten wir so auf gemütliche 20 Grad.

11. August 2011

Bei Nieselregen ging es dann weiter. Der Wind hatte nachgelassen. Genauer gesagt war er erstmal weg. Die Prognose sagte für den Tag 4-5 Windstärken voraus. Am Morgen war davon aber erstmal nichts zu spüren. Wir verliesen den Svendborg Sund und fuhren südlich an Drejö vorbei um danach Kurs auf Söby zu nehmen.

Impressionen aus der dänischen Südsee.

Kaum waren wir um Drejö rum, kam zum Dauerregen wieder starker Wind dazu. Mit Reff im Gross und Genua hangelten wir uns Richtung Ziel. Das war auch definitv wieder mehr als 4-5 Windstärken. Mittlerweile waren wir etwas lustlos geworden. Das Wetter war einfach zu trist. Uns wurde langsam kalt.

Im Hafen angekommen, gings so weiter mit dem Wetter. Dauerregen. Jeder Gang in den Ort oder zur Toilette hiess Ölzeug anziehen. Also wieder Bücher vor die Nase und warten auf bessere Zeiten.

12. August 2011

Viel besser wurde es am nächsten Tag leider auch nicht. Wir wollten uns schnell nach Mommark hangeln und von dort dann am Tag darauf zurück nach Schleimünde. Mommark war schnell erreicht. Mit halben bis achterlichen Wind auch nicht sehr unangenehm. Obwohl es weiterhin duster und feucht-regnerisch war.

Dummerweise hab ich irgendwie verdrängt, dass bei Nord-Ost ziemlich Schwell im Hafen Mommark stehen soll. Und was hatten wir für Wind? Wir bemerkten es deutlich, als wir die Hafeneinfahrt passiert hatten. Die neuen Schwimmstege mit einem einsamen festgemachten Boot tanzten auf den Wellen. Ich denke einen halben Meter ging es ständig auf und ab. Also schnell wieder raus. Bei ordentlich Welle gegenan kämpften wir uns unter Motor wieder in freies Wasser und legten Kurs Richtung Hörup Havn an.

Bis dahin wars ein paar Meilen. Genauer gesagt 18. Und seelisch und moralisch hatten wir ja schon in Mommark festgemacht. Aber half nichts, Backen zusammenkneifen und durch. Das gute war, dass das Wetter langsam aufklarte. Somit waren die 3-4 Stunden am Ende noch schönes Segeln.

In Hörup konnten wir uns dann doch noch eine Runde die Beine vertreten. Das erste mal seit 3 Tagen ohne Ölzeug.

13. August 2011

Kurs Heimat hiess es an diesem Tag. Bei immernoch achterlichem, frischen Wind lugte sogar hin und wieder mal die Sonne raus.

Wir hatten uns mit Ralf (Akinom) und seiner Crew vor ein paar Tagen für heute in Schleimünde verabredet. Ich war von den letzten Segeltagen so abgetörnt, dass ich eigentlich schon wieder abgesagt hatte und direkt nach Kappeln durchziehen wollte. In Schleimünde bei Regenwetter rumhängen braucht kein Mensch.

Aber je näher wir Schleimünde kamen, umso schöner wurde es. Immer weniger Wolken, die Sonne wärmte wieder. Also gut, auf einen Kaffee können wir uns ja zumindest treffen. Schleimünde war aussergewöhnlich leer. Wir machten fest und 1 Stunde später traf Ralf ein. Wo wir so zusammensassen machte sich endlich wieder Sommerstimmung breit. Kein Ölzeug, kein Frieren sondern kurze Hosen waren angesagt. Nachdem der Kaffee getrunken war, standen auf einmal Biere auf dem Tisch und die Entscheidung war gefallen. Wir bleiben über Nacht.

Thema der versammelten Runde war natürlich das beschissene Wetter. Die Akinom kam grad von einem 3 Wochen Törn zurück und im grossen und ganzen erging es ihnen während der ganzen Zeit so, wie uns in der vergangenen Woche.

Leuchtturm Schleimünde

Als Highlight des Abends stellte sich heraus, dass gerade ein Künstlerfest auf Schleimünde veranstaltet wurde. In der vergangenen Woche hatten die Teilnehmer an diversen Kunstwerken gearbeitet, die über Schleimünde verteilt installiert waren. Später sollte es noch eine Lesung und eine musikalische Performance geben. Letzteres war dann auch ziemlich abgefahren. Die Zuschauer standen am Pier, wo normalerweise die Fahrgastschiffe anlegen, und rundherum verteilt an Land oder schwimmend auf Booten fuhren Musiker mit Trompeten, Gongs, Geigen etc. Es entstand ein Sound, der sich um die Zuhörer herum im Raum bewegte. Tolle Sache. Schade, dass nur so aussergewöhnlich wenige Segler in Schleimünde waren (oder haben sie sich vom Künstlertreffen abschrecken lassen? Dann haben sie auf jeden Fall was verpasst).

14. August 2011

Die letzte Etappe war schnell vorüber. 45 Minuten nach dem Ablegen fuhren wir durch die Kappelner Brücke. 10 Minuten später lagen wir fest im Hafen.

Ein gemischter Urlaubstörn ging zu Ende. Auf ein paar Tage in der Mitte hätte man verzichten können. Die Freude über den Sommertag in Schleimünde wäre dann aber bestimmt nicht so gross ausgefallen.